Verkäufer beim Bootskauf - Vor- und Nachteile

Warum ein Händler?

Während vielen Jahren gehörte Segelyachten anschauen zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Wohl weil ich immer irgendwie von einem Schiff geträumt habe. Und tatsächlich, seit wir unsere meerla haben, hat sich das deutlich gelegt. Was für ein Glück, dass an meinem Geburtstag beinahe immer die Boot Düsseldorf stattfindet. Da musste Allan durch – an meinem Geburtstag wurden einige Jahre lang Schiffe angeschaut. Und heute wäre eigentlich die Boot! Doch wegen dieses Käfers fällt die dieses Jahr ins Wasser.

Auf unserer Suche nach einer Yacht für unsere Blauwasserfahrt sind wir ja bekanntlich sehr schnell bei der Allures gelandet und so auch bei Nils Schürg. Ja, wer ist denn das? Die Allures Yachten werden von der Werft Allures Yachting in Cherbourg gebaut und haben weltweit internationale Händler. Für den deutschsprachigen Raum der Schweiz, Deutschland und Österreich gibt es einen Händler für die Allures Yachten und das ist die Firma Blue Yachting in Bremen mit dem Geschäftsführer Nils Schürg.

Ganz zu Beginn der Schiffssuche waren wir irritiert, dass wir, als Interessenten eines Schiffes, nicht mit der Werft Kontakt aufnehmen konnten, sondern an den Händler weitergeleitet wurden. Wir haben gedacht, wir brauchen doch keinen «Zwischenhändler», direkt ist doch viel einfacher. Doch diese Phase hat sich sehr schnell gelegt, denn ein Schiffskauf mit Neubau ist nicht im Handumdrehen erledigt. Also der Vertrag ist ja schon mal noch schnell unterschrieben, aber dann geht es erst richtig los. Und was gibt's da nichts Besseres, als jemanden, der einem in der eigenen Sprache (oder fast 😉) mit sehr viel Beratung beiseite steht?
So wurde Nils unser Verkäufer und Ansprechperson zu allem, was von unserer Seite mit dem Kauf und Bau der meerla zu tun hatte.

Wie soll das Boot ausgestattet sein?

Wir schauen nun den Teil an ab Vertragsunterzeichnung 2017 bis heute – knapp 2 Jahre nach der Schiffsübernahme.
Bei vielen Werften ist es üblich, dass die Schiffe einen Basispreis haben, auf dem dann die weiteren «Optionen» dazu kommen. In der Regel sammelt sich hier so einiges an und ist von vielen Faktoren abhängig. Man kann also sein Schiff in einem gewissen Masse selber zusammenstellen, wie es sein soll. Natürlich im Rahmen der vorgegebenen «Optionen». Bei der Allures sind das ganz schön viele, da gibt es andere Werften, wo dies in viel geringerem Mass der Fall ist.

So fragt uns Nils bereits im Vorfeld, was wir denn eigentlich mit dem Schiff vorhaben. Ja Segeln gehen natürlich! Nein das ist damit nicht gemeint. Soll es eher warmes Gebiet sein wie die Barfussroute oder was Kaltes mit Eis, Anzahl Personen und mehr Saisonal oder für die Langfahrt gedacht etc.

Bei uns ist es klar: zwei Personen für die Barfussroute und Leben auf dem Boot. So richtet sich auch unser Angebot danach aus mit vielen zusätzlichen Punkten. Einige dieser Punkte verstehen wir nicht und fragen nach. Da bekommen wir natürlich kompetent Auskunft vom Händler. So entsteht relativ rasch eine Version zur Unterschrift, im Wissen, dass einige Punkte noch gestrichen oder erweitert werden können, solange der Bau des Bootes nicht begonnen hat.

Fragen über Fragen

Bei uns ist es eine relativ lange Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und Beginn des Bootsbaus in der Werft. Dies ist nicht wegen einer langen Wartezeit, sondern weil dies von uns gewünscht ist, da wir das Schiff erst im 2019 ausgeliefert haben möchten. In dieser Phase stellen sich uns viele Fragen: Wie soll unser Schiff ausgestattet und ausgerüstet sein? Was ist in der Basis dabei und was nicht? Fragen über Fragen. Wir sammeln alles in einer Liste, welche inzwischen riesig angewachsen ist. Auf die konkrete Ausstattung gehen wir hier nicht weiter ein.

Eines Tages steht die Besprechung an, wie jetzt unsere Allures 45.9 denn ganz genau sein soll. Dafür reisen wir nach Cherbourg zur Werft, wo wir Nils treffen, der zu dieser Zeit auch da ist und mit uns einen Rundgang durch die Werft macht. Das ist für uns spannend, denn so sehen wir die einzelnen Produktionsschritte, wie auch fertige Schiffe. Und es gibt für uns nichts Besseres als an einem fertigen Schiff fragen zu können, was ist im Standard respektive in unserem vorliegenden Vertrag enthalten und was ist noch eine «Option», welche wir auch gerne umgesetzt haben möchten. Am Ende wird es ein ganzer Tag, an dem wir Nils Löcher in den Bauch fragen können und hin und her diskutieren, was jetzt wie gemacht werden soll, was wir noch alles haben wollen und was wir eben auch nicht haben wollen. Oder leider auch nicht haben können, weil sonst unser Budget komplett gesprengt wird.
Diese kompetente Beratung ist unglaublich wichtig. Und für uns ist es wichtig, dass wir diese in Deutsch führen können! Wir sind also froh, dass wir einen Deutschen Händler haben.

Während dem Schiffsbau gibt es weitere Punkte die geklärt werden müssen und auf einen bestimmten Zeitpunkt ein Entscheid dazu stehen muss. Da der Verkäufer oft in der Werft ist, erhalten wir auch immer mal wieder aktuelle Bilder vom Baufortschritt.

Wir bekommen unsere meerla und ganz viel Inhalt

So langsam ist das Schiff fertig und der Termin für die Übernahme rückt näher. Das Schiff wird schon Segelfertig ausgeliefert, was aber nicht heisst, dass es auch fertig ausgerüstet ist. Nein, da fehlt noch ganz viel! Vom Rettungsmaterial über andere Sicherheitsausrüstung bis zu Ersatzteilen, Festmacher-Material, Tauchkompressor, Waschmaschine, Windsteueranlage und und und. Die Liste ist soooooooooooooo lang. Und da haben wir einen grossen Vorteil, dass wir alles über Nils bestellen können. Das macht es für uns einfacher und wir bekommen das tolle Angebot, dass er auch alles zum Schiff liefert und wir es bei der Schiffsübernahme entgegennehmen können!

So kommt der Tag der Schiffsübernahme und wir reisen mit Sack und Pack und leicht aufgeregt nach Cherbourg. Während ca. 5 Tagen zeigt uns Nils unsere meerla, macht eine genaue Einführung von allem, wir gehen Segeln und er kalibriert unsere Instrumente, hilft uns beim Entgegennehmen von all unserem zusätzlichen Material, unterstützt uns bei den Mängeln, die behoben werden müssen und vieles mehr.

So, jetzt ist das Schiff ausgeliefert, bezahlt und in unseren Händen. In diesem Moment könnte der Verkäufer sagen, mein Deal ist abgeschlossen. Aber nein, nicht bei Nils.

Die ersten Meilen auf eigenem Schwert

In unserer Anfangsphase haben wir immer mal wieder Fragen und Anliegen sowie weitere Mängel, die noch behoben werden müssen. Bei kleinen «Notfällen» - wenn zum Beispiel die Hauptmaschine nicht mehr gestartet werden kann, weil die Steuereinheit defekt ist - bekommen wir immer schnell eine kompetente Antwort. Und auch um die anderen Anliegen kümmert sich unser Verkäufer auch noch lange nach der Schiffsübergabe.

Es ist nicht alles Gold was glänzt...

Das tönt jetzt alles wunderbar, ist es im Grunde auch! Wir wollen hier die Vorteile eines Verkäufers, der sehr engagiert und kompetent ist hervorheben. Ja, natürlich gab und gibt es auch Momente, wo wir uns geärgert haben, weil wir mal keine Antwort erhalten haben oder es eben etwas länger gedauert hat, als wir uns dies wünschten. Oder es gab Missverständnisse, weil das Wort Garantie für die Schweizer und die Deutschen nicht exakt dasselbe bedeutet. Aber inzwischen sehen wir so viele Vorteile, dass wir da einfach darüber hinwegsehen, wenn es was Kleines ist oder das Thema eben ansprechen. In diesem Sinne sind wir sehr zufrieden mit unserem Verkäufer und auch sehr froh darüber, dass es so ist, wie es ist.

Denn wir haben ganz andere Geschichten von anderen Seglern mit neuen Booten gehört. Ein Katamaran, von der Werft in Frankreich ausgeliefert, vom Verkäufer übernommen und die Mängel mit der Werft besprochen. Kaum ein Mangel wurde in nützlicher Frist umgesetzt und der Eigner ist irgendwann frustriert losgezogen und hat alles selber behoben. Da ist der Eindruck herübergekommen, dass die Werft nach dem Verkauf nichts mehr interessiert. Ob dies ein Einzelfall ist oder nicht, lassen wir mal so stehen. Aber ähnliche Geschichten haben wir auch von weiteren Eignern gehört, unter anderem auch von Schiffen, welche über 5Mio. kosten...

Und weil sich natürlich gleich und gleich gerne gesellt, haben wir schon mit sehr vielen anderen Allures Eignern gesprochen. Bei diesen Gesprächen schauen wir uns immer mal wieder an und denken, was haben wir für ein Glück. Wie wichtig ist doch eine kompetente Beratung beim Schiffskauf. Und nicht nur Kompetenz, natürlich auch die Erfahrung. Denn ein wirklich schwieriger Punkt beim Kauf der Allures ist es, zu wissen was ist im Grundpaket enthalten und was soll noch alles wie und wo installiert und ergänzt werden. Ein paar wenige Punkte sind auch bei uns auf der Strecke geblieben und so mussten wir noch das eine oder andere ändern und ergänzen oder wir verzichten halt auf etwas. Aber das ist verschwindend wenig. Wenn wir andere hören: «Wir wussten nicht, dass man eine Scheuerleiste hätte haben können» - ohne die würde unsere meerla heute nicht mehr so hübsch aussehen. Oder: «Klampen im Heckbereich bei der Badeplattform mussten wir noch nachrüsten». Diese Liste könnten wir noch ziemlich erweitern.

Unser Fazit eines Verkäufers

Über das gesamte gesehen sind wir sehr dankbar, dass wir unser Schiff über einen Händler gekauft haben und nicht direkt bei der Werft. Auch wenn dies bei uns nicht zur Wahl gestanden ist. Wir sind überzeugt, dass wir dadurch profitieren konnten, dass unsere meerla nun so ausgestattet ist, wie wir uns das vorgesellt haben. Nachteile sehen wir in unserem spezifischen Fall keine.
Auch heute, fast zwei Jahre nach der Schiffsübernahme dürfen wir noch Fragen an Nils stellen und erhalten kompetent Antwort – wie hilfreich. Oder können Ersatzteile bestellen, die uns dann zugesendet werden – wie praktisch.