Panamakanal – unser Tor zum Pazifik

Panamakanal – unser Tor zum Pazifik

2023, Blauwasserleben, Panama
meerla und ihre Crew durchquert den Panamakanal von der Karibik in den Pazifik.

Achtung, fertig, los

Achtung, ja, die Spannung steigt, wir erhalten die Leinen und Fender, sowie die Anweisung, dass wir am Mittag die Marina verlassen und uns im Ankerfeld bereit halten sollen für unsere Durchfahrt durch den Panamakanal am 10. Februar 2023.
Fertig sind wir in jeder Hinsicht. Die letzten Wochen hier in der Shelter Bay Marina haben uns ganz schön zugesetzt. Es war physisch sehr anstrengend, all die Arbeiten auf Zeit erledigen zu können aber am schlimmsten war die Unfähigkeit der Marina und Werft unsere Anliegen zu organisieren, geschweige denn zu erledigen.
Los, ja das geht es jetzt. Wir sind einfach nur happy die Leinen von dieser Marina zu lösen und freuen uns auf den Panamakanal. Wir sind bereit und die ganze Crew ist an Bord. Ich bin die Skipperin und die vier Linehandler sind Allan, Susanne - die für zwei Wochen bei uns zu Besuch ist, Marianne und Uwe von der Pangaea. Wir freuen uns sehr, dass sie uns begleiten.

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Nachdem wir, wie angewiesen, uns per Funk bei der Cristobal Signalstation angemeldet haben, erscheint gegen 15:30 Uhr ein Lotseboot und es springt unser Advisor zu uns an Bord. Jedes Schiff unter 65 Fuss erhält für die Kanaldurchfahrt einen Advisor. Dieser muss den Kontakt zur Signalstation aufrechterhalten und den Schiffsverkehr im Auge haben, sowie der Zeitplan, wann und wie die Schleusen befahren werden. Die grösseren Schiffe erhalten einen Pilot.

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Aufwärts

Jetzt beginnt unsere Durchquerung von Mittelamerika!
Die Durchquerung des Panamakanals ist auch heute, über 100 Jahre nach seiner Einweihung, noch ein besonderes Abenteuer. So auch für uns mit der meerla. Entsprechend liegt eine gewisse Anspannung vor, besonders auch in Bezug auf unseren Motor, bei dem wir einfach nur hoffen, dass er durchhält, denn wir wissen ja, dass die Dämpferplatte zwischen Motor und Saildrive defekt ist.

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Mit ordentlich Tempo geht es auf zur ersten Schleuse. Wir fahren unter der Puente Atlantico hindurch, bis das Wasser immer schmaler wird und die Gatun Schleusen in Sicht kommen.

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Kurz vor den Schleusen kommt ein amerikanischer Katamaran an unserer Backbordseite längsseits und wir werden zu einem Zweierverbund zusammengebunden. Leider hat der Skipper sein Schiff nicht ganz so im Griff, was sich nicht nur bei diesem Anlegemanöver mit zwei Versuchen zeigt, sondern später in den Schleusen auch noch.

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Und schon kommen von der Steuerbordseite die Affenfäuste geflogen. Daran sind die Sorgleinen befestigt, mit denen unsere Festmacherleinen zu den Schleusenwänden nach oben gezogen und wenn wir in Position sind, da festgemacht werden. Vor uns in der Schleuse steht ein Frachter. Dieser ist zum Glück nicht superlang, so dass wir weit genug weg sind von seiner Schraube, die einen grossen Whirlpool veranstaltet.

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Tschüss Atlantik, das Schleusentor schliesst sich langsam... Und schon sprudelt das Wasser in die Schleusenkammer. Vorne ziehen Allan und Marianne im Team an den Festmacherleinen und hinten Uwe. Denn diese müssen stets nachgezogen werden, damit unser Schiffspaket nicht an eine Schleusenwand gelangt. Auf dem Katamaran neben uns wird für die Backbordseite dasselbe gemacht und wir Skippers versuchen die Boote in der Mitte zu halten. Eigentlich hätte ich erwartet, dass das der Katamaran mit seinen beiden Motoren problemlos kann, doch leider ist der Katamaran Skipper nicht sehr aufmerksam und ich muss ausgesprochen viel korrigieren.

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Susanne hat den einfachsten Job – Ferien. Ach nein, sie schiesst viele Fotos.

Wir sind nun etwa 9m höher und es geht in die nächste Schleuse. Zuerst fährt der Frachter weiter, kontrolliert von den seitlichen Mulis und wir folgen im Paket nach. Dafür werden die Festmacherleinen, unter Anfeuerung des Advisors, aufs Schiff zurückgezogen und nur die Sorgleinen, welche an den Festmachern angebunden sind, werden von den Land-Linehandlern zur nächsten Schleuse weitergetragen.

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In der Schleuse Nummer zwei beginnt dasselbe Spiel wieder. Festmacher fixieren, Schleusentor schliesst sich, Wasser läuft ein, Festmacher nachziehen, bis wir erneute 9m höher sind, Leinen aufs Boot zurück und das gleiche Spiel beginnt für die dritte Schleuse.

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Mit einem letzten Blick zurück auf den Atlantik, öffnet sich das dritte Schleusentor und wir werden in den Gatun See entlassen. Hier lösen wir uns vom Katamaran und Motoren Richtung den Festmacherbojen um dort zu übernachten. Das Anlegemanöver da ist nicht ganz einfach und steht unter dem Motto «viele Köche verderben den Brei». Aber am Ende sind wir vertäut und freuen uns den ersten Teil gemeistert zu haben. Unser Advisor wird abgeholt und wir geniessen den Abend mit unseren Gästen an Bord.

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Panamax

Die drei Gatun Schleusen, die wir eben hinter uns haben, sind insgesamt 3km lang und haben uns 26m in die Höhe befördert. Wir sind durch die alten Schleusen durchgekommen, welche die alte Panamax Grösse (ca. 290 m x 32m) von Schiffen schleusen kann.

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1881 beginnen die Arbeiten für den Kanal. Es folgen technische Pannen, Planungsfehler, Unfälle und Epidemien. 22'000 Menschen sterben und das Projekt geht Konkurs. 1902 greifen die Amerikaner ein, die bekommen die Tropenkrankheiten besser in den Griff und beenden 1914 den Kanalbau, leider auch mit etwa 6'000 Toten. Ungefähr 386 Millionen Dollar hat der Bau gekostet und war damals das grösste und teuerste Bauwerk der Welt und wurde als «achtes Weltwunder» gefeiert. Die Eröffnung des Kanals erfolgte 1914. Aber erst im Jahre 2000 übergeben die USA den Kanal an Panama. Heute durchqueren jährlich 15'000 Schiffe diese Wasserstrasse und bringen eine Milliarde Dollar ins Land. Von 2007 bis 2016 wurde ein dritter Schleusensatz gebaut, der noch grösseren Schiffen die Durchfahrt ermöglicht. Es ist somit die Neopanamax Klasse (ca. 366m x 51m) für die Schifffahrt definiert.

Mittendurch

Nach einer unruhigen Nacht sind wir gespannt auf die Durchquerung von Mittelamerika. Schon kommt das Lotseboot gefahren und bringt uns den Advisor für den heutigen Tag.

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Und die Fahrt durch den Gatun See geht los. Die Landschaft ist wunderschön und eigentlich eine Schande, dass hier all diese Dickschiffe durchfahren. Uns begegnen immer mal wieder welche, begleitet von einem oder mehreren Tugbooten.

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Wir verlassen die schöne Landschaft des Gatun Sees und fahren durch den Culebra Cut. Eine enge Stelle des Kanals, welche die Betreiber veranlasst den Schiffsverkehr der grossen Schiffe jeweils nur in eine Richtung fahren zu lassen, da alles andere zu gefährlich wäre.

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Wir fahren unter der Puente Centenario hindurch und sehen schon bald die Pedro Miguel Schleuse. Hinter uns sehen wir auch schon den RORO-Frachter, der mit uns geschleust wird. So muss alles rasch gehen und wir beginnen mit dem Bilden des Seglerpaketes.

Abwärts

Als erstes gehen der amerikanische Katamaran vom Vortag sowie ein französischer Katamaran ins Paket, danach heisst es für mich an der Steuerbordseite des französischen Katamarans längsseits gehen. Das funktioniert auf Anhieb wunderbar und wir bilden nun ein breites Dreierpaket, das nun aufeinander abgestimmt in die Schleuse einfährt. Das ist ungewohnt zum Steuern, funktioniert heute aber relativ gut, da der Skipper des französischen Katamarans in der Mitte sehr aufmerksam ist und mit seinen beiden Motoren einiges auffangen kann. Den Rest erledigen wir aussenliegende Boote. Es kommt nur einmal zu einer beinahe Berührung der Seitenwand des amerikanischen Katamarans, aber das können wir sofort korrigieren.

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In der Schleuse beginnt das Spiel von gestern von Neuem. Die Affenfäuste mit den Sorgleinen kommen geflogen und die Leinen werden zu den Mauern gezogen und belegt. Nun liegt das Seglerpaket vorne in der Schleuse und wartet auf den dicken Kollegen hinten. Das Einfahren des Frachters dauert so seine Zeit und ist eindrücklich zum Zuschauen. Fender oder gefenderte Wände gibt es nicht und links und rechts vom Frachter sind nur wenige Zentimeter Freiraum. Er wird von den Mulis links und rechts kontrolliert und im Notfall abgebremst. Wir atmen erst wieder aus, als er hinter uns zum Stillstand kommt.

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Das Schleusentor geht zu und es geht rasant etwa 9m abwärts. Für die Linehandler der einfachere Part, da die Leinen gefiert und nicht nachgezogen werden müssen. Und schon entlässt uns die Schleuse im dreier Paket in den Miraflores See und wir fahren in die erste Miraflores Schleuse ein.

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Wir haben immer etwas Zeit um das Rundherum in uns aufzunehmen, denn bis das Dickschiff erneut hinter uns in der Schleuse eingefädelt ist, dauert das seinen Moment. Das darf es ja auch, schliesslich bezahlen diese Schiffe mehrere hunderttausend Dollar für eine Durchfahrt!

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Hier bei den Miraflores Schleusen kommen wir uns vor wie die Affen im Zoo. Wir werden von vielen Zuschauern angestarrt und fotografiert. Ist der Panamakanal doch eine Touristenattraktion. Umso mehr freuen wir uns, dass wir das mit unserem Schiff selber erleben dürfen.

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Es geht weiter in die zweite Miraflores Schleuse und somit die sechste und letzte Schleuse für uns.
Da hier die Gezeiten des Pazifiks einen Einfluss auf den Höhenunterschied haben, geht es mehr oder weniger weit herunter, zwischen 13 und 16 Meter bei den beiden Miraflores Locks. Die Seitenwände der Schleusen weisen im unteren Bereich eine Dicke von 14 bis 17m auf, damit die dem ganzen Druck standhalten können. Oben sind sie schmaler.

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Ein letztes Mal die Leinen fieren und jetzt kommt es. Das letzte Tor der Schleuse öffnet sich und meerla schwimmt im Pazifik! Was für ein Moment.

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Wir lösen uns von den anderen Schiffen und fahren davon. Wir haben die 77km lange Strecke quer durch Mittelamerika geschafft. Auch unser grünes Monster (unser Motor) hat durchgehalten und meine Nerven auch. Jetzt fällt der Druck von uns ab.

Pazifik

Es geht weiter am Port of Balboa, dem Frachthafen, vorbei, unter der Bridge of the Americas durch und wir kommen im Golf von Panama an!

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Beim Balboa Yachtclub wartet bereits unser Agent auf die Rückgabe der geliehenen Fender und Festmacherleinen und wir sind einfach nur dankbar, dass wir eine wunderbare Crew hatten und ohne Probleme diesen Meilenstein unserer Reise geschafft haben.
Leider verlassen uns hier Marianne und Uwe wieder – vielen Dank für eure Hilfe und dass ihr uns auf diesem Abschnitt begleitet habt. Susanne bleibt uns zum Glück noch ein paar Tage auf dem Schiff erhalten.

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Wir blicken auf zwei anstrengende aber sehr gute Tage zurück, denn wir hatten die perfekte Crew, zwei sehr angenehme Advisors – dazu haben wir ganz andere Geschichten gehört – einen Agenten, der alles gut organisiert und kommuniziert hat.
Also ein rundum gelungenes Erlebnis, das uns toll in Erinnerung bleiben wird und die Möglichkeit für weitere Abenteuer schafft...

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