Hoch hinaus - Constanza und Valle Nuevo
Karibik
Sonne, weisse Strände, türkisblaues Meer, Palmen... in den Augen vieler Europäer ist das der Inbegriff für traumhafte Ferien und die Karibik. Diese Karibik kennen wir und sie gefällt uns. Jetzt wollen wir aber eine andere Seite kennen lernen und dafür reisen wir ins Landesinnere der Dominikanischen Republik.
Mit einem kleinen Mietauto fahren wir Richtung Westen. Die Anfahrt ist – wie immer das Autofahren in der Dominikanischen Republik – abenteuerlich. Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt und Allan ist auf alles gefasst. So erreichen wir nach langer Fahrt durch verlotterte Ortschaften und Reisfelder den Rand der Berge. Nun quälen wir unser kleines Auto Meter für Meter in die Höhe und sind fasziniert von der Veränderung der Landschaft. Hier erinnert nichts mehr an die Karibik, ausser, dass es nach wie vor warm ist. Palmen gibt es keine mehr zu sehen, dafür viele bewaldete Hügel. Und dann erreichen wir nach einer kurvenreichen Strecke das Monumento al ciclista, von wo uns der Blick in das Hochtal freigegeben wird. Wir tauchen in eine ganz andere Klimazone als an der Küste ein, wir haben sie erreicht, die andere Karibik.
Ebano Verde
Wir möchten im Naturreservat Ebano Verde einen Spaziergang machen, da dieses Gebiet über 80 Orchideenarten, Ebenholz, fleischfressende Pflanzen und vieles mehr verspricht. Wir erreichen den Eingang doch da scheint niemand zu sein. Auf jeden Fall stehen wir vor verschlossenen Türen und müssen unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Schade.
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns ins zuvor gebuchte Hotel zu gehen. Also fahren wir nach Constanza, in die höchstgelegene Stadt der Karibik mit 1283m.ü.M. Um uns herum überall Berge von 2000 Metern Höhe. Doch frische Bergluft muss man hier nicht suchen. Die Stadt ist genauso stinkig voller Abgase und laut, wie die anderen auf dieser Insel. Doch hier wird fleissig Landwirtschaft betrieben.
Wir erreichen unser Hotel und stellen hier bereits fest, dass das kein Ort ist wo sich Touristen häufig verirren, denn Englisch spricht hier niemand mehr. Also gibt es für uns Hände und Füsse und nach einigen Minuten haben auch wir einen Schlüssel für unser Zimmer in den Händen.
Constanza
Wir machen uns, bewaffnet mit langen Jeans, einem Pullover und Socken! mit Treckingschuhen – wann hatten wir sowas das letzte Mal an!?, auf in die Stadt. Wir wollen Constanza kennen lernen. Mindestens auf den ersten kurzen Eindruck, den wir gewinnen können, ist es kein Juwel. Es ist eine einfache Ortschaft, an vielen Orten ungepflegt und verlassen. Wirklich schöne Plätze finden wir nicht. Der Parque Central Anacaona ist für uns in Gehdistanz der netteste Ort. Aber die Stadt ist sehr lebendig. Und das Beste für uns: Es gibt gegrilltes Eis! Da können wir nicht widerstehen. Auch die kühlen Temperaturen halten uns davon nicht ab, ziehen wir einfach den Pullover an.
Nach dem gegrillten Eis suchen wir uns ein leckeres Restaurant (Odalis Grill). Natürlich sind wir in der Karibik, da findet vieles draussen statt und so frieren wir etwas beim Nachtessen... Die Speisekarte ist in lokaler Sprache, englisch spricht niemand. Also lassen wir uns überraschen, was wir auf unseren Teller erhalten. Da es ein Grill Restaurant ist, kann das nicht so schief gehen. Und so erhalten wir ein wunderbares, schmackhaftes Mahl mit einheimischen Zutaten.
Zufrieden und müde gehen wir in unser Hotel, das Mon Hotel Boutique zurück und freuen uns auf eine warme Dusche. Tja, diese fällt sehr erfrischend aus, denn es kommt kein warmes Wasser. So suchen wir im Bett unter dem dünnen Leintuch etwas Wärme. Eine Heizung gibt es nicht und die Temperaturen fallen nachts auf 12°C.
Nach der kühlen Nacht, wo wir tatsächlich seit langem wieder mal gefroren haben, stellen wir fest, dass es gar kein fliessendes Wasser mehr gibt. Also kein Aufwärmen unter der warmen Dusche und auch keine Klo-Spülung mehr...
Dann gehen wir doch mal Frühstücken, vielleicht läuft danach alles wieder. Auch hier kann niemand englisch und es gibt weder Buffet noch eine Menükarte. Dafür gibt es leckeres einheimisches, nahrhaftes Frühstück mit Süsskartoffelpüree, Spiegelei, Wurst und Kochbananen. So sind wir gestärkt für den Tag im Nationalpark, denn da solls hingehen.
Bergbauern
Die Anfahrt zum Nationalpark Valle Nuevo gestaltet sich fast endlos mit unserem kleinen Auto. So muss Allan auf der Naturstrasse ständig den Löchern und Gräben ausweichen, ansonsten würde das Auto darin verschwinden oder der Boden aufgeschlitzt. Ja wir wissen es, wir hätten ein Offroader mieten sollen aber hey, wo wäre dann das Abenteuer und die permanente Frage, schaffen wir das nächste Loch? Besser links oder rechts herum? So fragen wir uns ob wir überhaupt in den Park können, wenn die Zufahrtsstrasse uns schon so zu schaffen macht.
Aber der Weg dahin lässt uns viel staunen und die Bergbauern bewundern. Denn an den steilsten Hängen (da kann die Schweiz einpacken) wird Landwirtschaft betrieben. Da werden von Hand oder wo möglich mit dem Ochsen die Felder bearbeitet, denn es wird viel angebaut wie Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Erdbeeren, Kohl, Salat, Rosen, andere Blumen und vieles mehr.
Viele Gewächshäuser sind zu sehen und die Siedlungen sind im einfachsten Stil gebaut. Eine Heizung hat hier wohl niemand, zumindest erhalten wir von aussen diesen Eindruck. Nicht zu vergessen, zwei Monate bevor wir hier waren, hatte es geschneit!!!
Wir erreichen den Eingang zum Nationalpark Valle Nuevo, bezahlen den Eintritt und versuchen mit Händen und Füssen herauszufinden, ob die Strasse mit unserem Auto denn machbar ist. Der Parkwärter schaut uns an und nickt. Nickt er einfach nur, weil es sein Geld will oder weil er uns nicht verstanden hat oder ist die Strasse wirklich tauglich? Wir finden es heraus, also los...
Valle Nuevo
Wir befinden uns mitten in Kiefernwälder, was für ein ungewohnter Anblick. Die Landwirtschaft lassen wir hinter uns und fahren immer höher und höher. Die Wälder wechseln sich mit Hochebenen und Savannen ab und im Hintergrund sind Felsgebirge zu sehen. Der über 900km² grosse Park bietet eine Vielfalt an Pflanzenarten, wobei über 130 Arten nur in diesem Park heimisch sind.
Im Park kann gut gewandert werden und die Vogelbeobachtung steht auch ganz weit oben. Für uns ist ein Tag zu kurz um richtig wandern zu gehen, so machen wir einfach an einzelnen Stellen Halt, gehen eine Weile zu Fuss und lassen die Natur auf uns wirken.
Im Gebiet La Never (genannt der Eisschrank) auf 2300m.ü.M. befindet sich eines der sog. Highlight des Parkes, Las Pirámides. Hier tummeln sich unzählige Parkbesucher und jeder will ein Foto mit sich und der Pyramide.
Warum ist hier eine Pyramide? Diese wurde von einem Künstler aus Constanza 1958 anlässlich der Fertigstellung dieser Verbindungsstrasse durch den Park errichtet. Für uns ist das kein highlight des Parkes, aber das überlassen wir jedem selber. Vielmehr gehen wir in der Umgebung spazieren und bestaunen die Erzeugnisse des Nebelwaldes.
Wir sind am Ende des Nationalpark Teils angekommen und treten die Fahrt zurück an. Auch dabei geniessen wir die frische Bergluft und die Natur, auch wenn wir mit einem Auto unterwegs sind. Übrigens die Strasse im Park ist in besserem Zustand als die Anfahrtsstrasse. Das Nicken des Parkwächters hatte als seine Berechtigung.
Lokales
Der Weg zurück nach Constanza bringen wir gut hinter uns und so geht es nach einem kurzen Abstecher im Hotel auf eine erneute Erkundungstour durch Constanza.
Das Kontrastprogramm, das wir hier in den Bergen erleben begleitet uns auf Schritt und Tritt. Sei das von der Selbstverständlichkeit von fliessendem Wasser, die hier auch in einem Hotel nicht gegeben ist, zu den Bergbauern, die in Steilhängen weitgehend von Hand ihre Felder bestellen zu ihren einfachsten Hütten und Häuser ohne Heizung oder Isolation zu den Verkaufsläden wie dieses Schuhgeschäft, das alles draussen aufhängt und vieles mehr.
Wir sind beeindruckt und runden den Tag mit einem Besuch in einem familiären Restaurant (Sabores de Montana ) mit lokaler Küche ab. Fragt uns nicht, wie das Essen heisst, es schmeckt wunderbar!
Zum Abschluss noch ein gegrilltes Eis, dann fühlt sich hinterher die kalte Dusche im Hotel und die kühle Nacht ohne Bettdecke nicht mehr ganz so kalt an.
Am nächsten Morgen, wiederum nach einem lokalen, deftigen Frühstück, fahren wir auf Umwegen durch wunderbare, zu Beginn hügelige und danach flache Landschaft und interessante Ortschaften, zurück zu meerla.
Gefällt dir dieser Logbucheintrag? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende. Wir freuen uns sehr darüber!