Auf hoher See zu Hause

Auf hoher See zu Hause

2021, Interviews, Schweiz
Allan im Interview mit dem SLRG Magazin «pur».

Allan Schumann – Rettungsschwimmer und langjähriges Mitglied bei der SLRG Rüti – segelt seit Mai 2019 bis dato ungewiss – mit seiner Frau Nelly um die Welt und erfüllt sich damit einen lang gehegten Traum. Woher seine grosse Leidenschaft zum Wasser kommt, welche Hindernisse es zu überwinden gilt und warum man den Worten Taten folgen lassen sollte – wir haben mit Allan gesprochen.

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Allan, seit Mai 2019 bist Du mit Deiner Frau Nelly unterwegs auf hoher See. Wie fühlt es sich an, endlich seinen Traum leben zu können?

Wunderbar, aufregend, fantastisch – eben einfach nur schön.

Wie habt ihr Euch auf dieses Abenteuer vorbereitet?

Wir haben uns fünf Jahre lang intensiv mit allem, was mit dem Thema Hochseesegeln zu tun hat, beschäftigt: Bücher gewälzt, Blogs und Vlogs konsultiert und Bootsmessen besucht. Viele Fragen, die wir uns zu Beginn gestellt hatten, konnten wir so beantworten. Dann haben wir alle nötigen Ausbildungen gemacht – wie den Hochseeschein und das Funkzeugnis.

Wo wart ihr schon und wo wird Euch Eure Reise noch hinführen?

Wir haben uns für die Barfuss-Route entschieden. Gestartet sind wir in Cherbourg (Nordfrankreich), wo wir unser Boot übernommen haben. Nach einer Testrunde bis in die Ostsee ging es zurück nach Frankreich. Von dort sind wir über die Biskaya, Spanien, Portugal zu den Kanarischen Inseln gesegelt. Im Dezember 2019 sind wir zur Atlantiküberquerung aufgebrochen und nach 21 Tagen auf See in der Karibik angekommen. Weiter ging es über die Windward Islands bis nach Bonaire, wo wir im März 2020 wegen Corona gestoppt wurden. Sobald das Reisen wieder möglich ist, segeln wir zum Panamakanal und weiter in die Südsee. Es folgen Neuseeland, Australien, der Indische Ozean und Südafrika von wo aus wir erneut den Atlantik nach Brasilien überqueren möchten. Von dort soll es Richtung Norden bis in die USA gehen, danach folgt der Rückweg über die Azoren nach Europa.

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Rettungsschwimmen, tauchen, segeln: Deine Leidenschaft zum Wasser ist gross. Woher kommt diese?

Ich war schon immer eine Wasserratte. Meine Eltern behaupten, ich konnte schwimmen bevor ich laufen gelernt habe. Das Tauchen hat mich im Indischen Ozean gepackt. Erst als ich meine Frau kennengelernt habe, ist noch das Segeln dazugekommen.

Seit Jahren bist Du bei der SLRG Rüti freiwillig aktiv. Wie bist Du dazu gekommen und welche Aufgaben hältst Du inne?

Mit neun Jahren bin ich durch meine Schwester zur SLRG Rüti gekommen. Durch meinen Beruf als Webprogrammierer kümmere ich mich seit 2000 um die Webseite der Sektion. Viele Jahre habe ich auch den Vorstand als Technischer Leiter unterstützt.

Inwiefern hilft Euch Dein SLRG-Wissen auf Eurer Reise?

Durch das SLRG-Wissen ist es uns noch präsenter, dass man unter keinen Umständen während dem segeln über Bord fallen darf. Höchste Priorität hat auch hier die Sicherheit und Vermeidung von Unfällen.

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Deinen Job als Webprogrammierer hast du für den Segel-Traum an den Nagel gehängt. Für die SLRG Rüti sowie für ein nationales SLRG-IT-Projekt bist du jedoch weiterhin Teilzeit freiwillig im Einsatz. Wie lässt sich das Reisen und Arbeiten kombinieren?

Ich habe den Job als Angestellter gekündigt und mich selbständig gemacht. In der Web-Branche ist es glücklicherweise möglich von überall auf der Welt zu arbeiten. Durch den Reisestillstand aufgrund der Corona-Pandemie sind wir nur wenig am Segeln und haben so Zeit, um in unserem schwimmenden Homeoffice zu arbeiten. Nebst den SLRG-Projekten dokumentieren wir unsere Reise regelmässig auf unserem Reiseblog sowie auf Facebook. Natürlich bleibt auch noch genügend Zeit, die aktuell herrliche Wasserlandschaft in Curaçao zu geniessen.

Läuft immer alles reibungslos? Wie geht ihr mit Herausforderungen um?

Nein. Die Pandemie hat uns ausgebremst. Aber auch schwer zu erhaltende Ersatzteile und unzuverlässige Handwerker lassen die Reise nicht reibungslos verlaufen. Herausforderungen werden mit Sorgfalt angepackt. Je nach Situation braucht es Geduld, Durchhaltevermögen, Vertrauen und gutes Teamwork, um diese zu meistern.

Was hat Dich bisher am meisten geprägt auf der Reise?

Das langsame Reisen unter Segeln wirkt sehr entschleunigend. Wir sind auf uns alleine gestellt und müssen in allen Situationen selber entscheiden. Oft auch in Sekunden. Wenn das Wetter plötzlich umschlägt oder Hindernisse, wie beispielsweise andere Schiffe (Geisterschiffe), unerwartet auftauchen.

Inwiefern wird sich dieses Abenteuer auf euer weiteres Leben auswirken?

Genau wissen wir das nicht, aber die Reise und das Kennenlernen anderer Kulturen prägt und verändert uns. Wir gehen alles viel gelassener an und lassen uns überraschen, was das Leben nach der Reise für uns bereithält.

Die «pur» Ausgabe mit dem Interview als PDF zum Download:
SLRG-SSS pur 2/2021

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