Regatta mit einem «Piratenschiff»!

Regatta mit einem «Piratenschiff»!

2020, Blauwasserleben, Segeln, Bonaire, Sint Eustatius und Saba
Wir segeln auf der «Tanagra» eine lokale Regatta mit Cruiser Booten

Kant'i Awa Race

Hier in Bonaire im Mooringfeld funktioniert das «Buschtelefon» relativ gut. Eine Nachricht ist ziemlich schnell verbreitet – Gerüchte auch 😉.
Aber auch über die morgendliche Funkrunde drei Mal die Woche und die Facebook Gruppe Bonaire Cruisers sind wir bestens informiert, was so läuft.
So erfahren wir auch von der Regatta die über das Wochenende stattfindet, bei der es eine Kategorie Cruisers Boote gibt.
Irgendwie juckt es mich schon in den Fingern, mal mit einem Dickschiff an einer Regatta teilzunehmen, bin ich doch immer nur 470er-Jolle regattiert.

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Aber unsere meerla ist dazu einfach nicht bereit. Infolge des Reisestopps und dem durcheinander unserer Reisepläne, ist unser Unterwasser in schlechtem Zustand. Das heisst wir haben einen ziemlichen Bewuchs, den wir nicht mehr regelmässig komplett wegkratzen, da das Antifouling sozusagen kaum mehr vorhanden ist. Eigentlich wollten wir dies ja im April in Panama neu machen...

Und auch im Inneren ist die meerla nicht gerade segeltauglich. Wenn man so lange an einem Ort liegt, kommt doch so einiges aus den Schränken heraus und wird nicht immer wieder aufgeräumt. Wir bräuchten mehr Zeit um unser Schiff für die Regatta vorzubereiten, als noch Tage zur Verfügung stehen. Daher werden wir Zuschauer sein.

Regatta Start am Samstag

Wir wissen, dass «Tanagra» - unsere Nachbarn, mitsegeln, sowie die andere Allures 45 («Catweazle»), die hier im Mooringfeld liegt. Wir sind gespannt, wer sonst noch so mit dabei ist und wie das so abläuft.
Wir sehen die gesetzten Startmarkierungen und wundern uns bereits das erste Mal, dass Vorwind gestartet wird. Normalerweise startet man Amwind.

Wir sehen 9 Cruiser Boote sich bereit machen und die meisten sind noch unter Motor. Ich dachte immer, das sind Segelschiffe. Es ist gut ersichtlich, dass wahrscheinlich die wenigsten Regatta Erfahrung haben, denn sie halten sich alle weit von der Startlinie entfernt. Ist es, dass sie die Zeit bis zur Startlinie nicht einschätzen können oder dass sie den anderen Schiffen nicht zu nahe kommen wollen, will doch jeder, dass nichts passiert. Wir wissen es nicht. Jedenfalls ist es ein sehr verhaltener Start und die Tanagra, für die wir natürlich mitfiebern, ist noch ganz weit hinten, was machen die da?

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Doch dann fahren alle langsam dem Mooringfeld entlang, bis sie die Boje in der Nähe vom «Cosmos» runden und in Richtung Klein Bonaire davon segeln. Heute geht es gegen Uhrzeiger um die Insel. Einige sind zügig unterwegs, andere sehr gemächlich.

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Wir verlieren sie aus den Augen und beschäftigen uns mit anderen Dingen, bis wir später schauen, wie sie ins Ziel kommen. Die ersten zwei Schiffe sind nahe beisammen, als sie ins Ziel kommen. Danach dauert es immer sehr lange, bis wieder ein nächstes Boot seinen Zieleinlauf hat. Doch wo ist Tanagra? Wir sehen sie noch nirgends. Die Allures haben wir entdeckt, sie ist im hinteren Bereich unterwegs, doch Tanagra taucht erst sehr viel später hinter Klein auf. Und mit über einer Stunde Verspätung kommt sie im Ziel an.

Jetzt geht für die Regatteure die Party an Land weiter...

Regatta Start am Sonntag

Meagan und Michael von der Tanagra haben uns am Freitagabend angefragt, ob wir am Sonntag mit ihnen mitsegeln, da sie noch eine Hand brauchen, weil ein Crewmitglied vom Samstag ausfällt.

Wir haben natürlich ja gesagt und freuen uns, dass wir wieder mal segeln gehen können!
Und das noch mit einem fremden Schiff und erst noch in einer Regatta.

So werden wir am Sonntagmorgen von Michael mit dem Dinghy abgeholt und machen mit ihnen zusammen und Billi die Tanagra segelbereit. Doch Meagan und Michael haben wohl noch einen Kater von der Samstags-Party...

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Wir legen unter Motor ab und setzen das Grosssegel. Da passiert noch nicht so viel und wir halten uns fern vom Startbereich, da andere Bootskategorien ihren Start haben.
Langsam kommen noch die weiteren Segel dazu wie das Besansegel, Stagsegel und die Genua. Nun nimmt Tanagra Fahrt auf und Meagan stellt den Motor aus. Spannend, wie die alte Lady segelt – ganz anders als unsere meerla.

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Ich möchte mal kurz steuern um das Gefühl für diese Vagabond 47 zu erhalten. Doch dann wird mir das Steuer komplett überlassen um die Regatta zu segeln! Das war nicht die Meinung aber ok.

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Wir sind gut auf Kurs um rechtzeitig am Start zu sein, da wird über Funk der Start um 10 Min. verschoben...

Also drehen wir ab und warten, bis wir das nächste Startprozedere in die Wege leiten. Wir halten auf die Startlinie zu, da kommt das Gefühl auf, wir seien zu früh. Für mich - alles am Schiff noch neu - habe auch Mühe das einzuschätzen doch es sollte reichen. Denn Manövrierfähig ist diese alte, schwere Lady wirklich nicht! Was heissen will, ein Manöver kostet so viel Zeit, dass wir dann viel zu spät starten würden. Also nehmen wir ein wenig Fahrt heraus und segeln langsam weiter. Da kommen wir zwischen zwei andere Boote und mir wird warm! Wenn die mich jetzt ins Sandwich nehmen, ohje. Doch es kommt alles gut und wir fahren immerhin als Vierte über die Startlinie. Und das erst noch unter der Flagge «United Federations of Planets».

Es geht nicht so weit, wieder dem Mooringfeld entlang und dann an einer Boje eine Rundung mit Halse um in westliche Richtung abzubiegen und um Klein zu segeln, heute im Uhrzeigersinn. An dieser Boje braucht Tanagra eine gefühlte halbe Stunde um die Boje zu runden. Zwei Schiffe hinter uns überholen deswegen, weil diese viel agiler manövrieren können. Das Schiff, das an der Boje im luv von uns ist, hat komplett verloren. Die können nichts tun und müssen warten, bis Tanagra das Wasser auf die Seite geschoben hat.

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Doch dann geht es flott weiter und wir können die ganze Strecke bis an das Südende von Klein mit den anderen Schiffen mithalten.

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Die Allures im Luv von uns macht eine Halse, doch damit ist sie nicht mehr vortrittsberechtigt. Sie erwartet wohl, dass wir auch halsen aber nein, wollen wir nicht! So wird es sehr knapp, sie fahren gerade so vor uns durch und wir müssen ein wenig anluven, damit kein Zusammenstoss passiert. Tja, wir könnten jetzt Protest gegen sie einlegen, weil sie uns den Vortritt genommen haben aber machen wir nicht. Ist ja eine Plausch-Regatta.

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Doch dann gehen auch wir auf Vorwindkurs und wir fallen immer weiter zurück. Leider, die anderen Schiffe überholen uns langsam. Auch auf der Halbwindstrecke um Klein herum wieder Richtung Hauptinsel können wir nicht aufholen.

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Und danach beim gegen den Wind aufkreuzen erst recht nicht mehr. Der Wendewinkel von Tanagra ist nicht gerade Regattatauglich, um es milde auszudrücken.

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Aber alles egal, wir haben es gemütlich und geniessen die Fahrt!
Die Tanagra kommt wieder als letzte ins Ziel doch heute nur mit wenig Verspätung.

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Zeit die Segel zusammen zu räumen, wieder an der Mooring festzumachen und ein Bad zu nehmen.

Die After-Party

Danach geht es an Land zum Lunch und den diversen Aktivitäten in Ufernähe.

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Es ist so heiss, dass wir mal noch auf die meerla zurückgehen und uns im Meer abkühlen. Doch gegen 18 Uhr - zur Rangverkündigung - wollen wir wieder anwesend sein.

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Puh, da sind aber viele Segler schon in sehr angetrunkenem Zustand! Wir quatschen mit den verschiedenen Leuten und werden immer mal wieder auf den heutigen Start angesprochen. Im Sinne von das war mutig so zwischen den anderen zu starten, das hätten sie nicht erwartet. Naja, das war ja noch alles andere als knapp. Wir haben wieder einmal mehr festgestellt, dass es unterschiedliche Definitionen für nahe gibt. Beim 470er Segeln startet man teilweise mit nicht mehr als einer Handbreit zwischen den Booten – klar, diese Schiffe sind auch viel kleiner, leichter und schnell zu steuern. Aber so hat es sicher mehr Spass gemacht und der Abstand war ja kein Problem.

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Es ist klar, dass Tanagra erste wird, wenn die Rangliste von hinten gelesen wird. Doch da wird Tanagra aufgerufen. Meagan und Michael erhalten den Öko-Preis! Weil sie beim Start am Samstag noch Müll aus dem Meer gefischt hatten...

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Eine schöne Veranstaltung geht zu Ende, schön vor allem, dass ganz normal gefeiert werden kann, dank dem, dass Bonaire zu dieser Zeit Corona-frei ist!
Vielen Dank an Meagan und Michael, dass wir ein Teil der Regatta auf eurer Tanagra erleben durften!

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